FREE NOW WILL TAXI GEGENÜBER MIETWAGEN STÄRKEN – UND ERHÖHT DIE VERMITTLUNGSPROVISION

Der Taxi- und Mietwagenanbieter Free Now, der im Jahr 2021 ein Minus von 590 Millionen Euro erwirtschaftet hat, passt zum 24.2. in vielen westdeutschen Städten sowie Berlin und Leipzig die „Kommission auf den Fahrpreis“ an. Auch „Gebühren“ für Kunden werden zum Teil deutlich erhöht.

Der Fahrdienst Free Now, der von der Intelligent Apps GmbH als Tochterunternehmen der Mercedes-Benz Mobility Services GmbH betrieben wird, hat in einem Newsletter an seine Partnerunternehmen und Fahrer Erhöhungen der Vermittlungsprovisionen bekanntgegeben und begründet.

Seit Oktober 2020 erhebt der Konzern vom Taxiunternehmen als Vermittlungsprovision in den meisten deutschen Städten einen Anteil von 12 Prozent des Fahrpreises „von Sofort- und Vorbestellungen, einschließlich der von uns gezahlten Mehrwertsteuer“. In Duisburg, Essen, Dortmund, Stuttgart, Bremen, Hannover, Münster, Leipzig, Potsdam und Dresden sind es 7 Prozent.

In Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main und Düsseldorf steigt die Vermittlungsprovision um einen Prozentpunkt von 12 auf 13 Prozent. In Stuttgart, Essen, Duisburg, Dortmund, Hannover, Bremen und Leipzig (neben Berlin der einzigen betroffenen ostdeutschen Stadt) wird sie sogar um drei Prozentpunkte von 7 auf 10 Prozent erhöht. In Dresden, Münster und Potsdam bleibt sie bei 7 Prozent, in allen hier nicht genannten Städten bleibt sie bei 12 Prozent.

Auch die Fahrgäste werden zur Kasse gebeten: Für jede per App vermittelte Fahrt zahlt der Free-Now-Kunde 2,50 Euro (früher 79 Cent). Winker und Einsteiger, die per Free-Now-App bezahlen, müssen zwei Prozent „Kommission“ draufzahlen („sie gilt nicht für Boni, Mautgebühren und Flughafenparkgebühren“). Fahrgäste, die eine bestellte und bereits vom Fahrer angenommene Fahrt stornieren, zahlen fünf Euro, bei der Stornierung einer Vorbestellung weniger als eine Stunde vor Abholung sogar zehn Euro (was sowohl für Taxi- als auch für Mietwagenfahrten gilt).

Mit Schreiben vom 25. Januar teilt Free Now mit, dass man sich wieder auf das Taxi als Kern des Angebots fokussieren und keine weitere Expansion mit Mietwagen betreiben werde. Der Jahresauftakt 2024 laufe für Free Now deutlich besser als im Vorjahr. Dies zeige, „dass sich unser Vorgehen auszahlt und bestätigt uns in unserer Ausrichtung“.

Man führe „direkt Maßnahmen für höhere Umsätze ein“, um die Gebührenerhöhungen auszugleichen. So werde man die bisher einbehaltenen sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Trinkgeld „entfernen“, was als „überfälliger Schritt“ direkt zu höheren Trinkgeld-Erlösen führe, genauer gesagt „zu ca. 0.77 % höheren Netto-Einnahmen (bzw. einem Ausgleich einer 1%-igen Gebührenerhöhung um 77%)“.

Auch die „Stornierungsgebühren für vom Fahrgast stornierte Vorbestellungen“ werden erhöht: Verdoppelung von fünf auf zehn Euro „für alle Stornierungen der Fahrgäste bis zu 60 Minuten vor Fahrtbeginn. Diese höhere Entschädigung gleicht unnötige Warte- und Anfahrtszeiten aus.“ Zudem werden Fahrgäste „in Zeiten hoher Nachfrage“ die Möglichkeit haben, „einen Priority Flottentyp zum höheren Preis zu buchen. Die Fahrt mit diesem Flottentyp, dem alle aktiven Taxis zugeordnet sind, wird durch die Erhebung einer Plattformgebühr teurer sein als der Taxitarif. Die Aufschläge von 3 – 7 Euro geben wir indirekt in Form von Bonuszahlungen an die Fahrer bzw. Taxiunternehmen weiter.“

Zudem werde man Partnerschaften eingehen, um „mehr Nachfrage nach Taxi“ zu generieren, etwa mit der Plattform Karhoo, „die Taxibuchungen der großen Reiseanbieter wie z.B. Booking.com, Eurostar/Thalys, FleetOndemand, Accor, Amadeus, DNATA oder Trainline bündelt“. Auch mit Carsharing- und Moped-/E-Roller-Anbietern arbeitet Free Now bereits zusammen. Kunden, die etwa beim Verleiher Emmy ein E-Moped leihen wollen, werden freitags und samstags abends darauf hingewiesen, dass man nur nüchtern selbst fahren sollte, und bekommen die Option angeboten, stattdessen ein Taxi zu bestellen. Wählen sie diese, so werden sie an Free Now weitergeleitet.

Im letzten Abschnitt des Newsletters kündigt Free Now unter der Überschrift „Mit Tatendrang zu einem erfolgreichen Taxi-Jahr 2024“ an, dieses Jahr „weiter klar für das Taxi als unser Kerngeschäft“ einzustehen (nachdem man jahrelang nahezu alles dafür tat, Kunden vom Taxi in den Mietwagen zu bekommen). Erste Priorität habe ein weiteres Anschieben der „Nachfrage nach Taxi“, um es „damit wettbewerbsfähig gegenüber dem Mietwagen zu halten“. Dazu zähle auch eine „klare Taxi-Positionierung und Forderung von Mindestpreisen für Mietwagen“. Man bekenne sich „klar und deutlich zum Taxi“ und trete im Austausch mit Städten, Politik und dem Taxigewerbe „entschlossen für die Einführung eines Mindestpreises für Mietwagen“ ein, der „für faire Bedingungen sorgt und die Wettbewerbsfähigkeit des Taxi sichert“.

Auch die Einführung von Festpreisen als Erweiterung des Taxitarifs wolle man vorantreiben, da das Taxi hiermit für Fahrgäste attraktiver werde. „Festpreise geben Preissicherheit und helfen, die Nachfrage von Mietwagen, insbesondere in Stoßzeiten, zum Taxi zurückzugewinnen. Die nächsten Festpreis-Einführungen stehen u. a. in Berlin und Hamburg bevor und wir unterstützen die Städte bei der praktikablen Ausgestaltung.“

Free Now geht so weit, von einem „Ausbau des Qualitätsmanagements auf unserer Plattform“ zu sprechen und zu sagen: „Qualität und Service im Taxi müssen sich deutlich vom Mietwagen abheben. Der Fahrgast muss die beste Qualität erleben. Das heißt kurze Wartezeiten, wenige Stornierungen und angenehmes, zuvorkommendes Verhalten der Fahrer während der Fahrt. Hier setzen wir in 2024 auf das Einführen höherer Standards und werden spezielle Trainings anbieten.“ Auch helfe die neue Außenwerbung, die in vielen Städten derzeit einen sichtbaren Boom erlebt, die Nachfrage nach Taxibuchungen über die Free-Now-App anzukurbeln, und führt angeblich zu doppelt und dreifach so hohen Umsätzen.

Quelle: Taxi Times

Originalmeldung: Free Now will Taxi stärken und erhöht Vermittlungsprovision (taxi-times.com)

Autor: Axel Rühle

Beitragsfoto: Stärkung des Taxis und Kehrtwende bei Mietwagen? Foto: Axel Rühle