APPELL AUS MÜNCHEN: WER MIT UBER KOOPERIERT, SÄGT AM EIGENEN AST

Die Münchner „Abendzeitung“ schreibt über die Machenschaften von Uber: Die Aufsichtsbehörde bestätigt, dass kriminelle Uber-Partner bereits zu hohen Geldstrafen verurteilt worden sind. Mit Lock-Angeboten sollen Unternehmer als Partner für die App Uber-Taxi gewonnen werden. Dagegen wehren sich einige mit einem offenen Brief.

In einem gestern erschienenen, gut recherchierten Beitrag berichtet die Münchner AZ davon, dass Uber versucht, die 1.438 Taxiunternehmer in München mit ihren rund 3.300 Taxis mit Jahresverträgen zu locken – und dass mindestens ein Fünftel sich mittels eines offenen Briefes dagegen wehrt.

Der Text ist mit Zahlen und Hintergrundinformationen angereichert. So wird erwähnt, dass Uber vor nunmehr 15 Jahren seinen Siegeszug zur Weltherrschaft auf dem Personenbeförderungsmarkt begann. „Heute ist Uber auf dem Aktienmarkt, milliardenschwer.“ Das Unternehmen sei derzeit 128 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich werden die Werte produktiver Konzerne genannt: „Microsoft ist auf der Rangliste knapp vor Apple auf Platz eins, mit 2.875 Milliarden US-Dollar Firmenwert. Gleich hinter Uber folgt der Getränkekonzern Anheuser Busch-Inbev (127,24 Milliarden US-Dollar).“ In Deutschland sei Uber derzeit in 19 Städten aktiv.

Kürzlich habe der Konzern sein zehnjähriges Jubiläum in Deutschland gefeiert. „Freundliche Worte fielen anfangs nicht unbedingt“, da die Taxifahrer ein „natürlicher Feind für die US-Tech-Firma“ seien und Uber „weltweit in deren – meist stark regulierten – Markt drängte, mit deutlich günstigeren Fahrpreisen“. dass diese nur durch dauerhafte, beinahe minütliche Rechtsbrüche möglich sind, wird leider nicht erwähnt.

Dafür wird auf die Anfänge zurückgeblickt, etwa auf den „regelmäßig größenwahnsinnig und streitfreudig wirkenden“ Mitgründer Travis Kalanick, dessen berühmte Aussage vor laufenden Fernsehkameras zitiert wird: „Unser Gegner ist ein Arschloch namens Taxi“ (wobei einige Buchstaben des Wortes Arschloch durch Sternchen ersetzt wurden). Solche Sätze gebe der Konzern aber „schon lange nicht mehr“ von sich. „Uber umgarnt jetzt die Taxifahrer, bietet verlockende Verträge an. Jahresverträge, so hört man etwa von Robert Weber, einem der vier Geschäftsführer von Taxi Pasing.“ Auch die „etwas kleinere Firma Bolt“ verfolge offenbar eine ähnliche Strategie, sei in dem offenen Brief zu lesen.

Dieser findet sich in der aktuellen Münchner Printausgabe der Taxi Times. Unter der Überschrift „Stop Uber“ warnen 23 Unterzeichner aus dem Taxigewerbe der bayerischen Landeshauptstadt ihre Kolleginnen und Kollegen vor der Gefahr des aktuellen Einstiegs der Fahrdienstanbieter Uber und Bolt ins Taxigewerbe und positionieren sich gegen eine Teilnahme der Taxiunternehmen „bei deren Plattformen“. Uber habe vom Moment seines Markteintritts an mit Dumpingpreisen  für eine Abwanderung von Taxikunden zum Mietwagen gesorgt, was zu Umsatzverlusten von zehn Prozent gesorgt habe.

Gesetzeskonform könne das Geschäftsmodell nachweislich nicht funktionieren. Als Beleg werden die Inhalte der „Kontraste“-Sendung vom August 2023 erwähnt, die nach wie vor online angesehen werden kann. Unternehmen, die „strukturell den Mobilitätsmarkt zerstören und uns als Taxiunternehmen die Existenz entziehen“, dürfe man nicht unterstützen.

Zur Verdeutlichung der Gefahr wird ein Szenario geschildert, in dem immer mehr Kunden aufgrund der Dumpingpreise vom Taxi zum Mietwagen abwandern – was den Schaden größer werden lässt als die von Uber gezahlten Lockprämien. Als Schlussfolgerung werden die Unternehmer aufgefordert, sich ebenfalls gegen Uber & Co. zu bekennen und nicht mit den Konzernen zu kooperieren. Leider sind laut Überschrift bereits 200 Unternehmer eine solche Kooperation eingegangen.

In dem Artikel der „AZ“ kommen auch Taxiunternehmer zu Wort, die den offenen Brief unterzeichnet haben und zur Uber-Problematik Stellung nehmen. Robert Weber berichtet, er habe ein lukrativ wirkendes Kooperationsangebot des Konzerns abgelehnt, da er vermutet, Uber wolle (wie einst Mytaxi alias Free Now) Kunden vom Taxigewerbe für den Mietwagenmarkt abgreifen.

Brief-Initiator Gregor Beiner, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM), unterstellt Uber das gleiche und wirft dem Konzern zudem vor, nach wie vor mit kriminellen Strukturen zu arbeiten, die zu systematischem „Sozialversicherungs- und Steuerbetrug“ führen. Uber habe jahrelang hohe Verluste geschrieben. „Das grenzt an organisierte Kriminalität“, wird Beiner zitiert.

Ein weiterer „zentraler Vorwurf gegen Uber“ sei, dass nicht alle Fahrer im Besitz eines P-Scheins seien, wie der Zoll bei Kontrollen immer wieder feststelle, obwohl Uber das abstreitet. Doch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätige Bußgelder „in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages“ gegen zwei Mietwagenunternehmen, die sich 2023 „mit gefälschten bzw. bereits widerrufenen Genehmigungsurkunden in der appbasierten Vermittlung von Beförderungsaufträgen betätigten“. Auch die allgegenwärtigen Verstöße gegen die Rückkehrpflicht für Mietwagen bestätigte das KVR.

Um nicht einseitig zu berichten, lässt die AZ auch einen Uber-Sprecher zu Wort kommen. Die üblichen Phrasen sind im Taxigewerbe bekannt und müssen hier nicht noch einmal wiederholt werden. Mit dem von der „AZ“ zitierten Kalanick-Ausspruch hat Uber genug über sich gesagt.

Quelle: Taxi Times

Originalmeldung: https://www.taxi-times.com/appell-aus-muenchen-wer-mit-uber-kooperiert-saegt-am-eigenen-ast/

Autor: Axel Rühle

Beitragsfoto: Uber