Kölner Zentrale deckt Uber-Lügen auf – WDR dreht Reportage

Der Taxiruf Köln hat dem WDR vorgeführt, dass die Umgehung aller Regeln bei Uber System hat – und wie dreist der Konzern bei seinen Lügen bleibt. Der Bundesverband Taxi (BVTM) fordert erneut strengere Kontrollen: „Köln ist überall.“

Seit gestern sorgt ein Fernsehbeitrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR) nebst Artikel auf der Internetseite des Senders für Aufsehen. Unter dem Titel „Uber-Fahrer können Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste umgehen“ hat die ARD-Anstalt diese Woche „exklusiv Tests begleitet, bei denen sich herausstellte, dass Uber-Fahrer tatsächlich Gesetze und Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste ganz einfach umgehen können“.

Alles begann damit, dass „ein Insider“ dem Taxiruf Köln ein Notebook und ein Smartphone eines Uber-Fahrers zuspielte und behauptete, damit könne jede beliebige Person, die weder bei Uber registriert ist noch über einen konzessionierten Mietwagen verfügt, sich über die Uber-App Fahraufträge vermitteln lassen.

Die Überprüfung dieser Behauptung übernahm ein Experte im eigenen Hause: der Genossenschaftsvorsitzende Aleksandar Dragicevic, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen. Er schaltete die Redaktion des WDR ein, die die Gelegenheit wahrnahm, einen investigativen Beitrag für die tägliche regionale Nachrichtensendung „Lokalzeit Köln“ zu drehen. Der Taxiruf Köln hat bereits weit über 100 mal erfolgreich gegen den Fahrdienst Uber oder dessen Partnerfirmen geklagt.

Im Unterschied zu vielen Medien, die die schöngefärbten Werbesprüche von Uber unkritisch weitertransportieren, nimmt WDR-Redakteur Oliver Köhler von vornherein eine neutrale Position ein und leitet die Thematik knapp mit der Aussage ein, in den Großstädten sei ein harter Kampf um Fahrgäste ausgebrochen. „Große Fahrtenvermittler wie Uber oder Bolt bieten Fahrten zu Billigpreisen an. Taxifahrer beklagen dagegen, dass Fahrer, die für Uber und Co. im Einsatz sind, sich nicht an Gesetze halten.“

Ganz im Sinne eines Mediums mit Informationsauftrag kommt der Redakteur schnell zur Kernaussage aus Sicht der Kunden: „Am Ende wissen Fahrgäste nicht einmal, wer sie fährt und ob das Auto, mit dem sie gefahren werden, sicher ist.“

In dem Fernsehbeitrag testen Dragicevic und ein WDR-Reporter gemeinsam, ob Fahrten über die Uber-App zu bekommen sind, obwohl gar kein registrierter Mietwagenfahrer im Spiel ist. Um die fehlende Seriosität von Uber noch offensichtlicher zu machen, wird der Versuch „mit einem Wagen, der nicht bei Uber registriert ist“, mit einem Taxi durchgeführt, bei dem lediglich das Dachzeichen abgenommen worden ist. Dragicevic setzte sich persönlich an das Steuer des Wagens mit Türwerbung des Taxirufs.

Zentralenchef Aleksandar Dragicevic höchstpersönlich fungierte für den Fernsehbeitrag als Fahrer – Screenshot der WDR-Sendung

Kurzerhand wird mit Rechtsanwalt Carsten Mathias als „Kunde“ ein Uber-Auftrag am Kölner Flughafen generiert und von Dragicevic und dem Reporter angenommen. Sie hatten sich dazu im London-Taxi in der Nähe „bereitgehalten“, wie zahlreiche Uber-Fahrer es täglich tun. Später stellt der stellt Reporter fest: „Wir fahren jetzt schon eine Weile. Weder der Fahrer noch das Fahrzeug wurden bisher von Uber überprüft – also keine Sicherheitsmaßnahmen für die Kunden. Jeder, der ein Handy mit einer Fahrer-App hat, kann fahren, egal mit welchem Fahrzeug“. Der Vorgang wird am Hauptbahnhof und an weiteren Orten wiederholt. Während der fünf Stunden „werden wir kein einziges Mal von Uber überprüft. Uber-Kunden wissen also unter Umständen nicht, wer sie durch die Gegend fährt, sie wissen auch nicht, ob der Wagen korrekt versichert und technisch in Ordnung ist.“

Mit den Vorwürfen konfrontiert, reagiert Uber mit den üblichen Märchen-Textbausteinen vom „gesetzeskonformen Handeln“, das angeblich „oberste Priorität“ hat, von Aufträgen, die „ausschließlich am Betriebssitz“ eingehen und „dort von dem Mietwagenunternehmen angenommen und disponiert werden“ müssen usw.

Wie leicht und geradezu selbstverständlich Uber-Fahrer (bzw. Personen, die sich als solche ausgeben) die Rückkehrpflicht für Mietwagen nach Paragraph 49 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) umgehen können, wird explizit vorgeführt: „Der Betriebssitz des Uber-Fahrers, mit dessen Handy wir unterwegs sind, befindet sich auf einem Notebook, das bei uns im Wagen liegt. Wir haben uns aus dem Betriebssitz ausgeloggt und das Notebook abgeschaltet. Wir können trotzdem weiter auf dem Handy Fahrten annehmen, ohne funktionierenden Betriebssitz.“

Der involvierte Rechtsanwalt ordnet das als klaren Verstoß gegen geltendes Recht ein. Folglich will der Taxiruf Köln wieder einmal gegen die Verstöße vor Gericht ziehen und fordert erneut schärfere Kontrollen von Uber-Fahrern.

Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM), zu dessen Mitgliedern der Kölner Taxiruf zählt, reagierte postwendend auf die Reportage und fordert die Behörden zum schnellen Handeln auf. „Wenn jeder x-beliebige Besitzer einer Fahrer-App mit jedem Auto befördern kann, dann steht die Sicherheit der Fahrgäste auf dem Spiel“, kritisiert Verbandspräsident Herwig Kollar und fordert: „Die Behörden müssen endlich einschreiten, illegale Mietwagen aus dem Verkehr ziehen und auch die Plattform Uber wirksam in die Pflicht nehmen. Köln ist überall!“

Angesichts der in der Reportage nachgewiesenen Missstände sieht der BVTM deutlichen Handlungsbedarf der Genehmigungsbehörden. „Es kann nicht sein, dass das Taxi-Gewerbe mit Hilfe der Medien diese Sicherheitslücken aufdecken und vor Gericht bringen muss. Hier muss der Vermittler, nämlich Uber, in die Pflicht genommen werden“, betont Kollar. Wenn die Fahrer-App in Köln so leicht von Fremden eingesetzt werden könne, sei dies sicher auch in anderen Städten möglich. Die Sicherheit der Fahrgäste stehe auf dem Spiel.

Quelle: Taxi Times

Originalmeldung: Kölner Zentrale deckt Uber-Lügen auf – WDR dreht Reportage (taxi-times.com)

Autor: Axel Rühle

Beitragsfoto: Axel Rühle